Dienstag, 3. Juli 2012

Der Fusionplanet

Von der Fusion zurückgekehrt.
Aus dieser wunderbaren, bunten, glitzernden Welt, in der nur Musik, Kunst, Freiheit und Liebe zählen, zurück in die graue Enge der Normalität geworfen worden.
Laufe durch die Straßen. Autos, Straßen, Häuser, Menschen mit griesgrämigen Gesichtern.
Fühle mich wie eine Fremde. Ein Außerirdischer, der nach einer Expedition auf einen anderen Planeten, seinen eigenen nicht wiedererkennt. Keine bunten Menschen, die einfach deine Freunde sind, obwohl du sie nicht kennst, keine Feuerwerke, keine Musik, kein Staunen an jeder Ecke.
Ich quäle mich mit meinem Wanderrucksack durch die Straßen. War Charlottenburg schon immer so hässlich? Dann die S bahn. Plötzlich erscheinen mir meine russische Offiziersmütze und die Gummistiefel fehl am Platz. Was auf dem Fusionplaneten normal war, wird in dieser Welt kritisch beäugt. Ich bleibe stur, will nicht akzeptieren zurück in dieser Welt zu sein, lasse die Mütze auf. Erkläre einem kleinen türkischen Mädchen, das vollkommen fasziniert von mir ist, dass ich mich einfach verkleidet habe, weil ich Lust dazu hatte.
Seid wann braucht man für alles einen Grund?
Wahrscheinlich schon immer. Nur der Kontrast war noch nie so stark.
Wer braucht schon Kühlschrank und Bett? Ich sehne mich nur zurück nach dem unbeschwerten Ferienkommunismus.
Fusion vermissen ist wie Liebeskummer!

Montag, 11. Juni 2012

Alltag


Kriegsverbrechen

Ich beschäftige mich im Moment mit Tschetschenien, dem Land, das immer Widerstand leistete und sich durch den besonderen Zusammenhalt des Volkes in all den Jahrhunderten der Konflikte auszeichnete.
Das immer mutig für die eigene Freiheit kämpfte.
Und nun zerrüttet ist.
Moskau hat es geschafft, dieses Land zu zerstören, ihm seine Identität zu nehmen und das Volk zu brechen. Natürlich darf man Konflikte niemals einseitig betrachten, denn das sind sie nie.
Es wurde auf beiden Seiten Fehler gemacht, Russen sind grausamen Anschlägen zum Opfer gefallen, genauso wie es viele Tschetschenen sind.
Doch man kommt bei diesem Konflikt nicht darum herum, massive Kritik an Russlands Politik zu üben, die in Grausamkeiten ausuferte, die in unserer heutigen Gesellschaft, die wir schließlich zivilisiert schimpfen, nicht mehr möglich sein sollte.
Doch die Decke der Zvilisation ist eine sehr dünne und schnell durchbrochen.
Abgesehen davon: Je zivilisierter die Menschheit, desto subtiler, unpersönlicher und grausamer werden die Kriege. Die unschuldige Zivilbevölkerung wird benutzt um Partikularinteressen durchzusetzen, um Konflikte zwischen Großmächten auszukämpfen.

Ich lese gerade das Buch "Tschetschenien - Die Wahrheit über den Krieg" von Anna Politkovskaja, die über den unmenschlichen zweiten Tschetschenienkrieg berichtet, der grausame Verbrechen beider Seiten beinhaltete. Anna Politkovskaja riskierte ihr Leben und erlebte die Grausamkeiten am eigenen Leib, russische Flieger die gezielt Flüchtlingsströme bestehend aus Frauen und Kindern angriffen, unschuldige Tschetschenen die wochenlang in Erdgruben gefangen gehalten und nur für Lösegelder wieder freikamen und Massen von Toten. Viele einzelne Schicksale erzählt die mutige Frau, detailiert, einfühlsam, doch ohne ihre Subjektivität aufzudrängen. ich empfehle dieses Buch jedem, der am Weltgeschehen interessiert ist, denn der tschetschenisch Konflikt ist ein totgeschwiegener und von der westlichen Welt, die in der Grätsche zwischen Menschenrechtsverteidigung und wirtschaftlichen Verbindungen zu Russland stand und steht, weitgehend ignorierter Konflikt, von dem viele Menschen kaum etwas wissen.
Von dem man aber etwas wissen sollte.
Anna Politkovskaja ist eine beeindruckende russische Journalistin, die inzwischen ihren unverblühmten, ehrlichen und kritischen Berichterstattungen zum Opfer gefallen ist, sie wurde 2006 im Treppenhaus ihres Moskauer Wohnhauses erschossen.
Die grausame Wahrheit tut weh, das ist immer so und wird auch immer so bleiben.
Deswegen muss die Wahrheit schweigen, denn dann bilden wir uns ein alles wäre in bester Ordnung.

Sonntag, 10. Juni 2012

Pink Martini - Lilly




                                Lilly comes when you stop to call her
                                    Lilly runs when you look away

lost in freedom

            

                                   Zahme Vögel singen von Freiheit.

                                               Wilde Vögel fliegen.

 


Ich würde so gern fliegen, meine Flügel ausbreiten und die Freiheit genießen.
Doch wohin, ach wohin?

Freitag, 1. Juni 2012

Kleine Auseinandersetzung

Du hast mir nur ein kleines Wort gesagt,
Und Worte kann man leider nicht radieren.
Nun geht das kleine Wort mit mir spazieren
Und nagt...

Uns reift so manches stumm in Herz und Hirn,
Den andern fremd, uns selbst nur nah im stillen.
Das schläft, solang die Lippen es verhüllen,
Entschlüpft nur unbewacht, um zu verwirrn.

Was war es doch? Ein Nichts. Ein dummes Wort...
So kurz und spitz. Leis fühlte ich das Stechen.
In solchen Fällen kann ich selten sprechen,
Drum ging ich fort.

Nun wird ein Abend wie der andre sein.
Sinnlos mein Schweigen, ziellos mein Beginnen.
Leer wird die Zeit mir durch die Finger rinnen.
Das macht: ich weiß mich ohne dich allein.

... Ich muß schon manchmal an das Ende denken
Und werde dabei langsam Pessimist.
So ein paar Silben können kränken.
- Ob dies das letzte Wort gewesen ist?


                                     Mascha Kaléko

Freitag, 25. Mai 2012

Der Ernst des Lebens

Der Wecker. Schrill und unsympathisch. Snooze. Alle 4 Minuten. Snooze.
Der Kopf schmerzt, der Körper weigert sich den angenehmen Zustand des Schlafes zu verlassen.
Will nicht aus meinen Träumen erwachen, will mir die Wunderwelten bewahren und mich vor der Welt verstecken. Der Körper wie eine schlaffe Hülle und im Kopf die Stimme des Verantwortungsgefühls: "Ich muss". Ich hasse müssen, müssen macht keinen Spaß. Aber leider ist das Leben immer noch kein Ponyhof. Wie lang dauert es eigentlich bis Bestellungen da oben ankommen? Habe das mit dem Ponyhof schon vor Jahren bestellt. Aber immer noch ist alles so verdammt ernst.
Der Ernst des Lebens. Unsympathischer Typ.
Beine über die Bettkante und los, Ernst wartet.

Donnerstag, 24. Mai 2012

zum thema

22:16 : Ich fange jetzt an. Ruhig, Horst, ganz ruhig...

Anfangen

Mit dem Anfangen ist das immer so eine Sache. Denn erstmal muss man den Kampf mit dem fiesen inneren Schweinehund aufnehmen. Mein innerer Schweinehund heißt Horst. Er sitzt meist ganz friedlich in meinem Magen und beschert mir ein gemütliches Leben. Aber sobald ich etwas wirklich dringend machen muss um das ich nicht herum komme und der Druck mir schon fast die Luft nimmt, kriegt Horst schlechte Laune. Dann läuft er rot an und bläst sich auf. Der wütende Horst wird zu einer zähen undefinierten Masse, die sich durch meine Venen drückt, mein Gehirn verklebt und meinen Körper lähmt. Verzweifelt versuchen sich Signale ihren Weg zu bahnen, Neurotransmitter geraten ins Chaos, Horst hat sich die synaptischen Spalte zu eigen gemacht. Er sorgt für Alarmstufe rot im Gehirn. Ich versuche mit Horst Kompromisse zu schließen.
Na gut, wir gucken eine Folge Scrubs zur Entspannung bevor wir anfangen.
Aber Horst will immer mehr, er ist unersättlich.
Bis ich plötzlich einfach anfange.

Dienstag, 22. Mai 2012

Verkehrte Welt

Alles ist verkehrt rum. Da draussen ist die wirkliche Welt und das hier drin ist der Traum. (Avatar)



Damals als kleines, unbeschwertes Kind habe ich immer verkehrte Welt gespielt.
Erinnert ihr euch auch daran?
Dieses geliebte Spiel, das kleine Köpfchen ratterte um auch ja keinen Fehler zu machen, ja nicht die Wahrheit zu sagen. Und es war der größte Spaß.
Und jetzt? Jetzt kommt mir die Welt vor wie eine einzige verkehrte Welt und noch immer wandeln wir auf diesem Grad zwischen Wahrheit und Lüge.
Doch jetzt ist es kein Spiel mehr.

Sonntag, 20. Mai 2012

Der Gedankenklumpen

Ich muss mir wirklich mehr Zeit nehmen um zu schreiben, meine Gedanken zu ordnen.
Denn es hilft mir. Der zähe Klumpen, der sich in meinem Gehirn bildet, zerplatzt und die Überreste werden ins world wide web geschleudert. Eigentlich absurd. Wieso mach ich das eigentlich hier? ich glaube, um dem ganzen einen Rahmen zu geben, den ich gestalten kann. Vielleicht ist es auch nur der vorherrschende Blogger-Wahn.
Muss ja keiner lesen, muss ja nur den Klumpen zerplatzen lassen.

Niederlagen

Die Fußball Niederlage. Champions League Finale. Bayerns bittere Niederlage gegen Chelsea.
Besser gespielt aber trotzdem verloren. Was soll denn da bitte die Moral der Geschicht sein?
Das Leben ist ungerecht? Egal wie wir uns anstrengen, der Sieg ist uns einfach nicht gegönnt? Mit Glück kommt man weiter als mit Anstrengung?
Niederlagen kann man einstecken, man muss aufstehen und weitermachen, gleich wieder rauf aufs Pferd. Aber die unverdienten Niederlagen, die unverdient zerplatzten Wünsche sind die schlimmsten, sie sind die, die sich tief in unsere Seelen graben und die wir nie vergessen werden. Auch wenn wir denken, dass wir sie längst verkraftet haben.

Samstag, 14. April 2012

Bluebird

there's a bluebird in my heart that

wants to get out

but I'm too tough for him,

I say, stay in there, I'm not going

to let anybody see

you. 

    

     Charles Bukowski

Reise in die Vergangenheit

Ich hatte ganz vergessen wie wunderbar du bist. Ein Wiedersehen, nach vielen Monaten der Einsamkeit und des Zweifels. Immer begleitet von dem Gefühl einen schrecklichen Fehler begangen zu haben. Den Fehler, dich verlassen zu haben. Dich, den wunderbarsten Menschen den ich kenne. Du hättest alles für mich getan und das machte mir Angst, brachte mich dazu, davon zu laufen. Vor eine Zukunft mit dir zu fliehen. Weil der Gedanke daran in mir ein quälendes Angstgefühl auslöste, das sich beklemmend um all meine Gefühlsregungen presste, sie absterben ließ und die Kontrolle übernahm. Meine Angst übernahm die Kontrolle über all mein Handeln, Denken und Fühlen. Und sie brach dein Herz.

Gestern. Der Weg zu dir. Wild pochendes Herz, alles wie immer. Der bekannte Weg, Erinnerungen kommen hoch. Aufregung, Angst, die Frage was mich erwartet. ich klingle. Der Türsummer, Treppen und schließlich du. In der Tür, in der du mich so viele Male in Empfang genommen hast. Eine Umarmung und die Angst macht einem Gefühl der Vertrautheit Platz. Alles wie immer, deine Wohnung, die einmal für mich ein Zuhause war. In jeder Ecke stecken Erinnerungen. Meine "Ich liebe dich" Zettel hängen noch an der Pinnwand. Du spielst mir mein Lied vor. Das Lied, das du für mich geschrieben hast, als alles noch gut und unser Glück vollkommen war. Es ist wie eine Reise in die Vergangenheit und doch neu. Ich habe die Melodie noch im Ohr.