Montag, 11. Juni 2012

Kriegsverbrechen

Ich beschäftige mich im Moment mit Tschetschenien, dem Land, das immer Widerstand leistete und sich durch den besonderen Zusammenhalt des Volkes in all den Jahrhunderten der Konflikte auszeichnete.
Das immer mutig für die eigene Freiheit kämpfte.
Und nun zerrüttet ist.
Moskau hat es geschafft, dieses Land zu zerstören, ihm seine Identität zu nehmen und das Volk zu brechen. Natürlich darf man Konflikte niemals einseitig betrachten, denn das sind sie nie.
Es wurde auf beiden Seiten Fehler gemacht, Russen sind grausamen Anschlägen zum Opfer gefallen, genauso wie es viele Tschetschenen sind.
Doch man kommt bei diesem Konflikt nicht darum herum, massive Kritik an Russlands Politik zu üben, die in Grausamkeiten ausuferte, die in unserer heutigen Gesellschaft, die wir schließlich zivilisiert schimpfen, nicht mehr möglich sein sollte.
Doch die Decke der Zvilisation ist eine sehr dünne und schnell durchbrochen.
Abgesehen davon: Je zivilisierter die Menschheit, desto subtiler, unpersönlicher und grausamer werden die Kriege. Die unschuldige Zivilbevölkerung wird benutzt um Partikularinteressen durchzusetzen, um Konflikte zwischen Großmächten auszukämpfen.

Ich lese gerade das Buch "Tschetschenien - Die Wahrheit über den Krieg" von Anna Politkovskaja, die über den unmenschlichen zweiten Tschetschenienkrieg berichtet, der grausame Verbrechen beider Seiten beinhaltete. Anna Politkovskaja riskierte ihr Leben und erlebte die Grausamkeiten am eigenen Leib, russische Flieger die gezielt Flüchtlingsströme bestehend aus Frauen und Kindern angriffen, unschuldige Tschetschenen die wochenlang in Erdgruben gefangen gehalten und nur für Lösegelder wieder freikamen und Massen von Toten. Viele einzelne Schicksale erzählt die mutige Frau, detailiert, einfühlsam, doch ohne ihre Subjektivität aufzudrängen. ich empfehle dieses Buch jedem, der am Weltgeschehen interessiert ist, denn der tschetschenisch Konflikt ist ein totgeschwiegener und von der westlichen Welt, die in der Grätsche zwischen Menschenrechtsverteidigung und wirtschaftlichen Verbindungen zu Russland stand und steht, weitgehend ignorierter Konflikt, von dem viele Menschen kaum etwas wissen.
Von dem man aber etwas wissen sollte.
Anna Politkovskaja ist eine beeindruckende russische Journalistin, die inzwischen ihren unverblühmten, ehrlichen und kritischen Berichterstattungen zum Opfer gefallen ist, sie wurde 2006 im Treppenhaus ihres Moskauer Wohnhauses erschossen.
Die grausame Wahrheit tut weh, das ist immer so und wird auch immer so bleiben.
Deswegen muss die Wahrheit schweigen, denn dann bilden wir uns ein alles wäre in bester Ordnung.

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